Bürgerverein Steinbüchel e.V.
Leverkusener Anzeiger am 08.12.2005
Die Jugendlichen von der Straße holen
VON GABI KNOPS-FEILER
Steinbüchel - „Wir wollen die Jugendlichen von der Straße holen und ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten“, sagt Rudi Müller. Der Vorsitzende des Bürgervereins Steinbüchel hat auch schon genaue Vorstellungen, wie das aussehen könnte. Falls die drei Grundschulen - Astrid-Lindgren-Schule, In der Wasserkuhle und Heinrich-Lübke-Straße - sowie die Montanus-Realschule einverstanden sind, wird der Bürgerverein einen Tanzkursus organisieren und die Kosten für einen Tanzlehrer übernehmen. Ein ähnliches Projekt gab es bereits in New York, von hier stammt auch die Idee.

„Zwischen New York und Steinbüchel gibt es durchaus gewisse Parallelen“, bemerkt Hans-Peter Teitscheid, der zweite Vorsitzende der Vereinigung. Mit Foxtrott und Rumba sollten den amerikani-schen Kindern aus sozialen Brennpunkten Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein vermittelt werden - die Aktion wurde ein gigantischer Erfolg. Wenn viele kleine Leute viele kleine Dinge tun, dann können sie die Welt verändern, so lautet ein schlauer Spruch. Dieses Motto hatte der Bürgerverein Steinbüchel schon im Mai 2004 aufgegriffen und seither viele kleine Dinge verändert.

Die „kleinen Leute“ waren anfangs 14 Einwohner aus Steinbüchel, denen es darum ging, die Situation der Menschen in ihrem Stadtteil zu verändern und nachhaltig zu verbessern. Es sei wichtig, betonte Müller, „den Gedanken und die Leidenschaft dafür zu wecken, wach zu halten und mit Leben zu erfüllen, selbst mehr Verantwortung für unser Lebensumfeld zu übernehmen.“ Seither handele die Gemeinschaft - sie besteht inzwischen aus 44 Aktiven - frei nach dem Slogan „Frage nicht, was der Staat für dich tut, sondern was du für den Staat tun kannst“.

Sämtlichen Beteiligten sei es wichtig, „im begrenzten Raum zu sehen“, sagt Müller, „ob man ein Stück mehr Eigen- und Mitverantwortung für das eigene Umfeld wecken und die Lebensqualität verbessern kann.“ Er hoffe, dass viele Einwohner auf diese Weise animiert werden, „eine gewisse Gleichgültigkeit abzulegen“, und sich stattdessen aktiv für ihren Stadtteil engagieren. Schon vieles hat sich in den letzten eineinhalb Jahren zum Besseren verändert. Unter anderem wurde, gemeinsam mit dem Kleingartenverein Steinbüchel, der Kreisverkehr am Ortsausgang von Fettehenne bepflanzt. Allerdings muss die Erde im Frühjahr noch einmal erneuert werden, da dort, so Teitscheid, „nichts wächst, außer Gras.“ In Boddenberg halfen Bewohner mit Kind und Kegel ihren eigenen kleinen Dorfplatz zu errichten und im Mathildenhofpark wurden zerstörte Treppen mit Hilfe der Tiefbaubetriebe Leverkusen (TBL) wieder instandgesetzt. Mit all diesen und weiteren Verschönerungsmaßnahmen siegte der Bürgerverein beim Stadtteilwettbewerb „Unsere Stadt soll schöner werden“ und erweiterte so ein wenig den finanziell recht engen Rahmen.

Noch etwas in der Ferne, aber durchaus schon spruchreif, sind die Pläne für das Jahr 2008. Dann nämlich soll in Steinbüchel das 850-jährige Ortsjubiläum gefeiert werden. Es ist vorgesehen, Vereine und Gruppierungen aktiv in die Vorbereitungen einzubeziehen und unter anderem eine Chronik zu erstellen. Müller und Teitscheid könnten sich auch vorstellen, dass Chöre und Musikvereine des Ortes eine gemeinsame CD produzieren. Müller: „Wir verstehen uns als Ideengeber und Anreger, suchen aber Leute, die mitmachen.“ Grundsätzlich sollte der Bürgerverein Steinbüchel nach seinen Vorstellungen bis zum Jubiläum so bekannt sein, „dass er fest im Bewusstsein der Leute verankert ist.“ Weitere Überlegungen führen zum Beispiel dahin, in Zukunft eine Einrichtung für Jugendliche zu schaffen, die am Leimbacher Berg wohnen. Zusätzliche Verschönerungsmaßnahmen könnten eventuell das Anlegen eines Minigolfplatzes oder Spielplatzes sein. „Wir haben Spaß daran, dass sich etwas verändert“, sagt Müller und hofft, noch ganz viele Gleichgesinnter ins Boot holen zu können.



http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1132657917399 
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