Bürgerverein Steinbüchel e.V.

Rheinische Post / 22.05.07

Leverkusen

Bewegungen zu „Oma-Musik“

VON MONIKA KLEIN

(RP) Choreografin Vera Sander hatte mit den Kindern beim Tanzprojekt „Start it up“ lange geübt. Auf der Forum-Bühne zeigten sie jetzt, was sie so alles gelernt haben.

Stille – dann erobern trappelnde Füßchen die Bühne. Kinder formieren sich zu immer neuen Gruppen, schaffen Bilder, suchen in Windeseile die neuen Plätze, und dabei zeigen sie immer neue Bewegungsvarianten zu Stücken von Johann Sebastian Bach. „Oma-Musik“ nennen sie es hinter der Bühne. Doch längst ist ihnen der barocke Stil vertraut geworden und sie haben die unglaubliche bewegende Wirkung entdeckt, den Swing, der in den Stücken steckt. Ein halbes Jahr lang haben 150 Kinder und Jugendliche aus fünf Steinbücheler Schulen trainiert, zum Teil hart und gegen Ende auch ziemlich oft. Das Ergebnis des Tanzprojekts „Start it up“ zeigten sie am Wochenende in zwei Aufführungen auf der Forum-Bühne.

Und dieses Ergebnis, eine Choreografie der Projektleiterin Vera Sander in Endlosschleife, in der die Auftritte der unterschiedlichen Gruppen so verzahnt waren, das alles zur Einheit verschmolz, war schlicht beeindruckend. Ein Höhepunkt für alle, verbunden mit dem Glücksgefühl, das sich einstellen muss, wenn Leistung ihre Früchte zeigt.

Und doch war in diesem Fall eigentlich der Weg das Ziel. Ähnlich wie bei den Tanzprojekten des durch die Verfilmung „Rhythm is it“ berühmt gewordenen Royston Maldoom geht auch Vera Sander vor. Die Kinder haben bei ihr unglaublich viel gelernt, nicht nur Tanzschritte, Posen und Abläufe – also das, was die Zuschauer letztlich begeisterte. Vor allem haben die 150 Schüler Schlüsselqualifikationen wie Disziplin, Aufmerksamkeit, Rücksicht, Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein erworben. Und sie haben gelernt, dass nicht alles durchgehend Spaß macht, sondern dass der Weg zum Ziel auch durch Krisen führt, die nicht durch Abhängen und Lustlosigkeit, sondern allein durch Arbeit zu überwinden sind. Eine wichtige Erfahrung, bei der aber das Lusterlebnis nicht ausblieb.

Bürgerverein half

Das Tanzprojekt „Start it up“ ist ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Denn Initiator war der Bürgerverein Steinbüchel, der den Kontakt zu den beteiligten Schulen (Comenius-Schule, GGS Astrid Lindgren und Heinrich-Lübke-Straße, KGS In der Wasserkuhl, Montanus-Realschule) herstellte und durch Sponsorenwerbung die Finanzierung sicherstellte.

Deshalb hält Vera Sander, der ein ganzes Team von Helferinnen und Lehrerinnen zuarbeitete, auch nicht so viel von Workshops. Das große Ereignis am Ende sei wichtig für die Probenarbeit, auch wenn der feste Termin der Aufführung vor Augen durchaus Stress verursachen kann. Außerdem hat sie den Mitwirkenden zwischen sechs und 16 Jahren einen Einblick in das kulturelle Leben gewährt. Die wenigsten hatten das Forum je von innen gesehen, geschweige denn eine Ahnung von den Abläufen auf und hinter der Bühne.

Deswegen hatte es auch vor der ersten Trainingsstunde eine Bühnenführung für alle gegeben. Dabei erfuhren sie unter anderem, wo die Beleuchtungsfachleute sitzen, die der Choreografie mit Licht und Farben den letzten Schliff gaben

Immer wieder neue tänzerische Bilder zeigten die 150 Kinder beim Projekt „Start it up“. Gefordert waren Disziplin und Aufmerksamkeit. RP-FOTO: UWE MISERIUS
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